Die Bedeutung von Fronleichnam

 

Was tragen die Christen da an Fronleichnam durch die Straßen?

 

Während meines Extern Jahres in Innsbruck durfte ich im Laufe des Jahres auch eine hiesige Fronleichnamsprozession miterleben. Wenn man in den Bergen dieses Fest begeht, hat man den Eindruck, dass die ganze Stadt auf den Beinen ist. Es ist dort ein Fest mit hohem traditionellem Wert und wird auch dementsprechend gefeiert. Auch bei uns machen sich viele Christinnen und Christen auf, um das für uns Heilige, das wir durch die Straßen tragen, zu würdigen. Es ist der auf mittelhochdeutsch "vrône lîcham", der Leib des Herrn, aus dem sich der Name Fronleichnam gebildet hat. So heißt auch das Fest im Kirchenjahr: „Fest des Leibes und Blutes Christi“. Zum ersten Mal wurde das Fest 1264 im deutschen Lüttich, später in Köln gefeiert, bevor es als Fest endgültig in den Kirchenkalender aufgenommen wurde.

 

Fronleichnam steht in Verbindung mit Gründonnerstag – wie könnte es auch anders sein. Am Gründonnerstag ist die Eucharistie von Jesus unter seinen Jüngern eingesetzt worden. Die Eucharistiefeier, wie wir sie kennen, leitet sich ursprünglich aus einer religiösen Familienfeier des Judentums ab. Dabei wurden Brote und Becher mit Wein gesegnet und unter den Anwesenden weitergereicht. Jesus nimmt dieses religiöse Element auf und bezieht es auf seine Person. Es ging in dieser Feier um ein Mahl, welches mit dem Segen des Gottes der Juden gefeiert wurde. Jesus spricht aber konkret von seinem Leib und seinem Blut, den Gestalten, in denen wir ihm begegnen werden. Er löst dieses spirituelle Mahl in seine Person hinein auf. Er selbst, der menschgewordene Gott ist es, der der Geber dieses Mahles ist. Der Wein wird zu seinem Blut und das Brot zu seinem Leib. Es sind nicht mehr nur gesegnete Speisen. Er ist die Mitte des Mahles und das Mahl wird durch die Zeit hindurch der Ort, seiner bleibenden Gegenwart für uns Christen.

Da für die Katholiken klar ist, dass der menschgewordene Gott selbst uns in diesem Brot und diesem Kelch begegnet, ist es naheliegend, mit dem in der Messe durch den Priester gewandelten Brot, welches zur Eucharistie wird, in würdiger Weise umzugehen. Wenn wir dieses Brot durch die Straßen tragen, sollten wir uns bewusst sein, dass es der Ort der Gegenwart Gottes ist. In der Gewissheit, dass Gott Mensch wurde und unter uns gegenwärtig und erfahrbar bleiben wollte, lässt sich dieser ehrwürdige Umgang mit dem Brot für uns erklären.  Das in der Monstranz (vom lateinischen monstrare: zeigen) der Welt gezeigte Brot ist eben kein geringerer als der Ort der Gegenwart Gottes in seiner Kirche. Deshalb wird der Leib des Herrn auch in den Kirchen aufbewahrt und kann jederzeit verehrt werden.

 

Gott lässt sich natürlich auch in anderer Weisen erfahren als in der Anbetung der Eucharistie. Im Lesen der heiligen Schrift können wir ihm nahekommen, beim Gebet, ja auch beim Meditieren. Aber für mich war es immer schon eine Erleichterung, einen Ort zu haben, zu dem ich kommen kann, um Gott mein Herz auszuschütten, ohne eine besondere Gebetsleistung vollbringen zu müssen. Er ist einfach da, der „ich bin da“, der Gott mit uns, der ewig Seiende. Die Nähe Gottes in diesem Sakrament, die üblicherweise in einer stillen Umgebung in einem leisen Säuseln zu unseren Herzen spricht, ist das von Jesus eingesetzte Eucharistische Opfer, welches durch 2000 Jahre Kirchengeschichte hindurch die Macht hatte und immer noch hat, unsere verhärteten Herzen zu öffnen.

Lassen wir Jesus nicht den ganzen Tag allein im Tabernakel auf uns warten. Suchen wir die Gegenwart seiner Liebe auf und würdigen wir ihn am Fest des Leibes und Blutes des Herrn als den, der er ist, der Immanuel, der Gott mit uns.

 

 

Praktikant Andras Gold