Ostern des Alltags

 

Sehr geschätzte Pfarrangehörige!

Vor zwei Jahren feierten wir das Osterfest wie nie zuvor. Die Osternachtsliturgie wurde, sofern sie überhaupt stattfand, nur im Beisein von Zelebranten und maximal fünf weiteren Personen gefeiert. Die Bilder aus Italien, die Särge, die Militärfahrzeuge, die die Särge transportierten, schwer atmende Menschen an Sauerstoffgeräten, Ärzte und Pflegepersonal, die um jedes Leben kämpften und sich selbst in Gefahr brachten. Die Angst und das Bangen der Menschen, die Ratlosigkeit überall sind uns noch in Erinnerung. Covid-19 war schuld. In jenem Jahr wurde jedem voll bewusst, wie zerbrechlich unser Leben ist und wie ohnmächtig der Mensch sein kann. Aber das Licht am Ende des Tunnels damals wie heute war das Osterfest, das Licht der Osterkerze in den dunklen, leeren Kirchen. Dieses Licht lässt in uns Hoffnung und Zuversicht keimen im Glauben an die göttliche Hilfe. Wir glaubten in jenen Wochen und Monaten fest daran, dass die Welt wieder erwachen, Normalität zurückkehren und das Leben wie vorher sein werde.

Zwei Jahre ist es her. Covid-19 wütet immer noch. Viele der damals zugesperrten Unternehmen bleiben für immer geschlossen oder sie kämpfen ums Überleben. Und jetzt trifft uns der vermeidbare, grausame Krieg in der Ukraine völlig unvorbereitet. Das brutale Gesicht des Bösen starrt uns ins Gesicht in den Bildern der Verwüstung und der Grausamkeit, die uns aus der Ukraine erreichen. Das Licht am Ende des Tunnels scheint wieder erloschen zu sein. Wir bangen.

Wie fragil das Gleichgewicht des menschlichen Zusammenlebens ist und wie schnell alles zerfallen kann, haben uns die derzeitigen zwei großen Bedrohungen gezeigt. Der Mensch bleibt in seinem Tun und Handeln mächtig und ohnmächtig zugleich. Also unbeständig, wankelmütig, unzuverlässig. Daher darf nichts in der menschlichen Existenz als selbstverständlich angenommen werden.

Die Auferstehung Jesu, das Osterfest, beweist uns das einzig Wahre und Beständige unseres Daseins – ein Leben, das immer neu werden kann: Nur wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, bringt es reiche Frucht. (vgl. Joh 12,24). Jesus stirbt und lebt wieder. Ja, die Zerstörungen in der Ukraine, die Umwandlung in der Gesellschaft durch die Corona-Pandemie, die Niedergeschlagenheit in der Kirche, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit werden nicht so bleiben. Leben wird erwachen im neuen Glanz, dann wird Ostern keine Ausnahme sein im Jahr, die kommt und geht, sondern jeden Moment passiert dort, wo etwas Neues, etwas Gutes, eine Änderung zum Positiven geschieht, Auferstehung, ein ermutigender Neubeginn. Jeden dieser Momente sollten wir versuchen herbeizurufen durch Versöhnung untereinander und mit dem Vater; durch Umkehr, wenn wir uns auf dem falschen Weg befinden, durch Gebet, das uns bewusst macht, dass wir von sehr vielen Dingen abhängig sind, durch karitative Taten, die uns dazu aufrufen, das mit anderen Menschen zu teilen, was wir haben, um so mit ihnen zu neuem Leben zu erwachen. Jeder Moment, in dem wir uns dafür einsetzen, dass Gutes passieren kann, macht Auferstehung möglich und bewirkt einen neuen Aufbruch in eine bessere Zukunft. Damit erstrahlt Ostern mitten in unserem Alltag!

Das wünschen Ihnen Anke Trinkl, Andreas Gold und Pfarrer Nikolas O. Abazie.

 

Gesegnetes Osterfest!